(Not to be taken too seriously ;-))
I recently, quite perchance (I received an email alert) happened upon a blog post a fellow Swiss here in Austin wrote. He’s a professor of Germanic Studies at the University of Texas in Austin and every so often writes an article for UT’s Cultures Contexts blog. I think he’s been living in Texas for a really long time but we haven’t met so I can’t be sure. (Für Deutsch hier klicken)

Anyway, the article he wrote was about how the Swiss government – or to be more precise, the Swiss Army Pharmacy – in November 2014 provided over half the country’s residents with potassium iodide pills. What are they good for, you ask? They supposedly protect the thyroid gland from cancer-causing radioactive iodine. Mind you; I’m no doctor, far from it. But I’m saying “supposedly” because I wonder up to what level of radiation those little buggers actually prove effective. But that’s not the point here. The point is that the Swiss government decided at some distant point in the past to provide the majority of its citizens once every decade with some anti-radiation medication. And so every resident who lives within 50 km (about 30 miles) of a nuclear power plant (a Swiss nuclear power plant, that is) received towards the end of last year a little package containing 12 potassium iodide pills.
The crazy thing about all of it is: This is the first time that I’ve heard about this. One of the reasons for that might be that the Swiss government decided only at the beginning of 2014 to expand the radius of distribution from 20 km to 50 km (12 to 30 miles) so in the past neither any family members nor friends ever received such a package for none of them lived close enough to a power plant. But this time it was different. They all got those tablets. And you know what bugs me most? That not a single one of them mentioned anything to me. As if it was the most normal thing in the world.
If I got something like that in the mail I would probably be storming to the next store, stocking up on water, rice and all the other basic foods in order to survive the soon to be expected crisis. So this got me wondering and I started to ask around a little. And sure enough, whoever I asked had received a package of pills in November. And yes, there was some coverage on TV, on the radio and in the newspapers but all in all it didn’t create massive waves. And there you have it – the Swiss are a people of stoic calm. They have to be. I mean, who hasn’t heard about the fact that almost every single male Swiss between 20 and 30 has a gun at home? (The fact that in general they don’t actually have ammunition to go with the rifle usually slips the attention of the listener or is regarded irrelevant.) Self-defense is a Swiss tradition. And the government is doing its best to keep the defenses up.
Of course, some voice the opinion that the whole potassium iodide pills distribution was a clever stroke of the pharmaceutical companies, making millions by selling the tablets to the Swiss government. However that may be, I awe at the Swiss governments daring decision to reintroduce the topic of nuclear power plant safety on a regular basis. By distributing these pills, the Swiss federal government admits that nuclear power is potentially unsafe. But at the same time, as my fellow Swiss so rightly mentioned in his blog, it also downplays the possible consequences of a nuclear catastrophe such as in Chernobyl or Fukushima. It might lull people into a false sense of security. The package insert doesn’t say that the pills won’t keep your body from growing an extra limb in case of radioactive fallout.

Now obviously that got me thinking again so I did some research. And an article by the Global Security Newswire from December 5, 2003, provided me with the answer I was looking for: “Potassium iodide does nothing to counteract the effects of other dangerous isotopes that can be released in a nuclear incident, including those likely to be used in a radiological “dirty bomb”. But folks, that wasn’t the biggest shocker I got from that article. The text covers the recommendation of U.S. researchers based on a study on whether to provide the population in close vicinity to a nuclear power plant with potassium iodide. And guess what? They indeed do recommend that. But here comes the crux: “…[the study] recommends that potassium iodide tablets be “predistributed” to all people aged 40 and under, especially pregnant and lactating women, living near nuclear plants.”
There you have it (again): It seems I’m soon too old to be eligible for cancer prevention in the U.S.… I guess I will have an interesting conversation with my gynecologist next time she calls me up for my annual mammography…
🙂
Resources & Sources
- Photo potassium iodide package by evozeta
- Snapshot 40 and under originally from NTI website
- Blog post Potassium Iodide for the Masses by Peter Hess on University of Texas’ webpage Cultures Contexts – validated 01/07/2015
Schilddrüsen im Rampenlicht
(Nicht alles ganz ernst gemeint ;-))
Kürzlich habe ich, eher per Zufall (ich habe eine Email-Benachrichtigung erhalten) einen Blogbeitrag eines Schweizers hier in Austin gelesen. Er ist Professor für Germanistik an der Universität von Texas in Austin und schreibt hin und wieder Artikel für den Universitätsblog Kulturzusammenhang. Ich glaube er lebt schon seit einer Ewigkeit hier in Texas, aber wir haben uns nie getroffen, also bin ich mir nicht ganz sicher.
Wie dem auch sei, sein Artikel behandelte den von der Schweizer Regierung – oder eher der Armeeapotheke – organisierten Versand von Kaliumiodid Pillen an über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung im November 2014. Wofür diese Tabletten gut sind, fragt ihr? Sie sollen die Schilddrüsen vor der Aufnahme von krebserzeugendem radioaktivem Iod schützen. Wohlgemerkt, ich bin kein Arzt, ganz und gar nicht. Aber ich sage “sollen“ weil ich mich wundere, bis zu welchem Strahlungsniveau diese kleinen Burschen tatsächlich wirken. Doch das ist hier nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Schweizer Regierung irgendwann in der weit entfernten Vergangenheit beschlossen hat, die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung alle zehn Jahre mit strahlungsbekämpfenden Medikamenten auszurüsten. Und so hat gegen Ende letzten Jahres jeder Bewohner der Schweiz, der im Umkreis von 50 km eines Atomkraftwerkes (das heisst eines Schweizer Atomkraftwerkes) wohnt, ein Päckchen mit 12 Kaliumiodid Pillen erhalten.
Das verrückte daran ist: Bis letztes Wochenende habe ich nie etwas von diesem Vorgehen gehört. Einer der Gründe dafür mag darin liegen, dass die Schweizer Regierung erst Anfang des Jahres 2014 beschlossen hat, den Radius für den Verteiler von 20 km auf 50 km zu vergrössern, also haben in der Vergangenheit weder Familienmitglieder noch Freunde ein entsprechendes Paket erhalten, da keiner von ihnen nahe genug an einem Atomkraftwerk gewohnt hat. Doch diesmal war das anders. Alle haben ihre Pillen erhalten. Und wisst ihr, was mich dabei am meisten verwundert? Dass kein einziger von ihnen auch nur einen Ton davon erwähnt hat. Als wäre es die normalste Sache der Welt.
Würde ich so etwas mit der Post zugeschickt bekommen, würde ich wahrscheinlich in den nächsten Laden stürmen und mich mit Wasser, Reis und den sonstigen Grundnahrungsmitteln eindecken, um die anstehende Krise überstehen zu können. Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe etwas herumgefragt. Und tatsächlich, wen auch immer ich gefragt habe, alle haben sie im November ein Päckchen Tabletten erhalten. Und ja, die Sache wurde am Fernsehen, im Radio und in den Zeitungen durchaus diskutiert, hohe Wellen geschlagen hat das alles aber nicht. Und da habt ihr es – die Schweizer sind ein stoisch ruhiges Völkchen. Das müssen sie auch. Ich meine, wer hat nicht davon gehört, dass jeder männliche Schweizer zwischen 20 und 30 eine Waffe zuhause rumliegen hat? (Die Tatsache, dass sie üblicherweise keine Munition zum Gewehr haben, entgeht meist der Aufmerksamkeit des Zuhörers oder wird ganz einfach als irrelevant angesehen.) Selbstverteidigung ist eine schweizerische Tradition. Und die Regierung tut ihr Bestes, um die Sicherheit hoch zu halten.
Natürlich wird schon hin und wieder mal die Meinung geäussert, dass der ganze Kaliumiodid Versand ein cleverer Schachzug der Pharma-Konzerne war, die mit dem Verkauf der Tabletten an die Schweizer Regierung wohl Millionen gemacht hat. Wie dem auch sei, ich staune ob der mutigen Entscheidung der Schweizer Regierung, das Thema Sicherheit der Atomkraftwerke regelmässig wieder aufzugreifen. Durch den Versand dieser Pillen gibt die Schweizer Regierung zu, dass Atomkraftwerke möglicherweise nicht sicher sind. Doch gleichzeitig werden, wie mein Mit-Schweizer in seinem Blog bereits richtig erwähnt hat, auch die möglichen Folgen eines Zwischenfalls wie in Tschernobyl oder Fukushima heruntergespielt. Wodurch sich Menschen in falscher Sicherheit wiegen könnten. Die Packungsbeilage sagt nämlich nichts davon, dass die Pillen den Körper im Fall einer radioaktiven Verseuchung davor schützen, dass ihm zusätzliche Körperteile wachsen.
Natürlich hat mich das wieder zum Nachdenken gebracht und so habe ich noch etwas Recherche betrieben. Und bin auf einen Artikel der Globalen Sicherheits-Nachrichtenagentur vom 5. Dezember 2003 gestossen, der mir die gewünschte Antwort lieferte: „Kaliumiodid kann den Auswirkungen von gefährlichen Isotopen, die bei einem nuklearen Zwischenfall oder sehr wahrscheinlich auch im Fall einer radioaktiven „schmutzigen Bombe“ freigesetzt werden, nicht entgegenwirken.“ Doch Leute, das war nicht der grösste Schocker, den mir der Artikel zu bieten hatte. Der Text behandelt eine Empfehlung von U.S. Wissenschaftlern basierend auf einer Studie zur Frage, ob die Bevölkerung im näheren Umkreis von Atomkraftwerken mit Kaliumiodid ausgerüstet werden sollen. Und nun ratet mal was? Dies wird tatsächlich empfohlen. Doch hier kommt der Knackpunkt: “… [die Studie] empfiehlt, dass Kaliumiodid Tabletten an Menschen bis 40 und jünger, speziell schwangere und stillende Mütter, die nahe eines Atomkraftwerkes wohnen, verteilt werden sollen.
Da habt ihr es (schon wieder): Es scheint ich bin schon bald zu alt, um in den USA zur Krebsvorsorge berechtigt zu sein. Ich nehme mal an, ich werde bald eine interessante Unterhaltung mit meiner Gynäkologin führen, wenn sie mich das nächste Mal zur jährlichen Mammographie einlädt…
🙂
Ressourcen & Quellen
- Foto potassium iodide package von evozeta
- Snapshot 40 and under von der NTI Webseite
- Blogbeitrag Potassium Iodide for the Masses von Peter Hess auf der Cultures Contexts Webseite der Universität von Texas – überprüft 01/07/2015
Ha…da haben wir es. Zuerst musst du nach Amerika auswandern damit dich so ein Päckchen Tabletten zum Nachdenken bringen. Ich habe kaum die Pakungsbeilage gelesen, habe sie einfach weggepackt. Hoffe sie im Notfall wieder zu finden. Ich mag nicht zittern und bangen, das Leben ist zu schön dazu. Sollte es doch mal zur Katastrophe kommen, ja, dann gute Nacht!!!!!
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Hm, ich glaube, diese Tablettenpäckli hätten mich auch in der Schweiz zum Nachdenken gebracht. Aber wenns aufs Grosse und Ganze kommt, dann bin ich wie du: Nicht zu viel drüber nachdenken, sonst verpasst man noch all die tollen Dinge, die man im Leben erfahren kann.
Du hast ganz Recht, wenn man ständig zittert und bangt um etwas, was man in Zukunft verpassen könnte, dann verpasst man schon die Gegenwart. Wie du sagst: Wenn’s dahin geht, geht’s dahin. So war das schon früher und wird es wohl auch immer sein.
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