Ein wenig bevor wir uns kurzfristig nach Santa Barbara verzogen haben, ja, als ich noch ein lediges Fräulein war, verbrachten Greg und ich eine halbe Nacht mit Siri. Ja genau, Siri. Neeein, das ist nicht irgend eine Bardame, das ist die freundliche Stimme – männlich oder weiblich – die den iPhone Besitzern mit allerlei hilfreichen Tipps zur Seite steht.
Ich erinnere mich daran, wie ich 2010, als ich vertrauensvoll mein allerierstes iPhone in die Hand gedrückt bekam, versuchte, mich mit Siri zu verständigen. Wie angeleitet bat ich Siri, dem XY eine Nachricht zu senden. Und was tat die blöde Kuh? Ruft einen meiner damaligen Arbeitskollegen in Skopje an! Einige fehlgeschlagene Versuche und Entschuldigungen an meinen skopjanischen Kollegen später musste ich einsehen, dass meine Begabung, englische Akzente nachzusprechen mehr als dürftig zu sein scheint. Nun gut, versuchen wir’s auf deutsch, dachte ich. Doch es macht gerade den Anschein, als werde einem als Schweizer selbst Deutsch als Fremdsprache angerechnet, denn am Resultat änderte sich nichts – mein Kollege in Skopje war inzwischen dabei, meine Nummer zu blockieren.
Glücklicherweise brachte uns aber der September 2013 das langersehnte iOS7 Update, Wunderwerk der appelschen Programmierkunst. Erst hatte ich den Eindruck, mit Steve Jobs hat Apple auch der gute Geschmack verlassen. Doch wie so oft musste ich mir einfach etwas Zeit lassen, die Sache aus der Ferne betrachten und schon sah alles gar nicht mehr so schlimm aus. Und vor allem als ich anfing, mich mit den neuen Möglichkeiten von iOS7 auseinanderzusetzen und die mannigfaltigen Anwendungen auch auszunutzen, da musste ich mir eingestehen: Mein iPhone ist soeben um einiges brauchbarer geworden.
Und Schuld daran hat nicht zuletzt Siri. Ich erklärte Greg, wie ich Siri – genau wie iTunes – anfänglich gefressen hatte. Zickenalarm galore! Also wollte er es genau wissen. Und wir fingen an, Befehle auszuteilen. Meine erste Aufgabe war dieselbe, die Greg vor einem Jahr seinem Galaxy gestellt hatte: “Show me a picture of the new Volkswagen Jetta.” Bei der Erinnerung daran, was sein Galaxy damals machte, krümmten wir uns wieder vor lachen – sein gutes Telefon hatte verstanden “Show me a picture of how it was in China” und zeigte uns ein Bild mit einer Million Chinesen in einem winzigen Pool oder dergleichen. Der Klassiker 😀 Was für ein Brüller.
Nun ja, Galaxy hat sich gesteigert, sauber wiederholte es den Befehl tadellos und – schwupp – zeigte ein wunderhübsches Bildchen des VW Jetta. Hui, nun waren aber Siri und ich arg in Bedrängnis. Ich hoffte still vor mich hin, dass die Jungs von Apple diesmal bessere Arbeit geleistet hatten als bei den Apple Maps und sprach den Befehl – und siehe da, ohne Zögern präsentiert mir Siri ein VW Jetta Bild vom Feinsten. Blitzschnell. Ich glaube vor Stolz geglüht zu haben.
Weiter ging’s, von einfachen Google Suchen über Wegbeschreibungen, philosophische Fragen (“What’s the meaning of life?”) und Beleidigungen (“Siri, you’re a bitch”) bis hin zur Bitte, einen Witz erzählt zu bekommen (“Tell me a joke”). Klappte alles hervorragend. Gregs Galaxy wurde ganz schön bleich daneben. Vor allem bei Weganleitungen konnte es hinten und vorne nicht mithalten. Ich hingegen erfreue mich jetzt der Annehmlichkeit, mein eigener Boss zu sein: Ich erteile Befehle. An Siri. Und das Schönste? Sie ist immer so freundlich. Gutes Personal ist doch heutzutage so schwer zu finden…
Nur bei etwas happert’s noch: Siri kann meinen Namen leider nicht einwandfrei aussprechen. Wahrscheinlich müsste ich mir etwas mehr Zeit nehmen, damit sie ihn lernen kann. Sie spricht Luzia “Luscha” aus. Dachte erst, ich gebe künftig einfach “Luisa” ein, da mich eh die halbe Welt – also jeder Zweite ausserhalb der Schweiz – mit “Luisa” anspricht. Doch dann entschied ich mich spontan dafür, sie meinen Starbucks-Namen verwenden zu lassen. Den, den ich immer angebe, wenn die bei Starbucks meinen Namen wissen wollen um ihn auf den Becher kritzeln und dann durch den ganzen Flughafen oder die halbe Innenstadt zu brüllen. Und so fragt mich jetzt Siri in guter alter Starbucks-Manier nach meinem täglichen Befinden.