
Könnt ihr euch an meine Erzählung über die lieben felligen Freunde, die mir die Luft zu nehmen drohen, erinnern? Eigentlich war ich überzeugt, mit der Diagnose wäre es getan, ich fühlte mich bereits beim Arztbesuch wieder recht gut und so dachte ich mir nichts dabei, als ich mich am darauffolgenden Montag, also eine ganze Woche später, auf einen kleinen, lockeren Rundlauf machte. Ging alles wunderprächtig, nicht einmal inhalieren musste ich! 20 Minuten war ich gelaufen und keinerlei Verengung machte sich breit. Sicherheitshalber habe ich dann trotzdem noch einen Lungenzug voll inhaliert, einfach um sicherzugehen, dass ich nicht nach dem Lauf einen plötzlichen Asthmaanfall erleide. Ging alles bestens. Bis tags darauf, als ich so ein leichtes Brennen in meinem Hals bemerkte.

Mittwochs dann ging’s mir hundeelend: Triefende Nase, verstopfte Stirn- und Nebenhöhlen, rasselnde Atmung, das ganze Programm halt; Darth Vader goes Klapperschlange. Ich kroch so richtig den Wänden entlang. Hatte mich das Elend also doch noch eingeholt. Inzwischen ist Freitag und ich fühle mich dank der umsichtigen Pflege meines geliebten Ehemannes schon um einiges besser, wenn auch noch etwas beduselt. Lange haben wir beide darüber nachgedacht, was die plötzliche Infektion ausgelöst haben könnte. Gemeinsam kamen wir mit vielerlei Theorien auf: Der Körper passt sich an das neue Klima an, die Atemwege müssen sich an die inzwischen ständig laufenden Deckenventilatoren gewöhnen, Stress (ja genau, wovon sollte ich wohl gestresst sein??!), mentale Blockaden von denen ich wortwörtlich „die Nase voll“ habe, also Dinge die losgelassen werden sollen (noch mehr loslassen… was denn noch, bitte??!?), das Zusammenspiel zwischen verstärkter Atmung während des Laufens mit den Sekret verdünnenden Medikamenten gegen die Sinus Infektion, zu rasche Abkühlung nach dem Lauf usw. Es gibt noch eine Tonne weitere Gründe und vielleicht haben alle ein wenig mit meiner akuten Erkrankung zu tun. Einigermassen beruhigend finde ich die Tatsache, dass Greg während seines ersten Halbjahres in der Schweiz anscheinend ganz ähnliche Beschwerden erdulden musste. Adaption hat eben ihren Preis.

Heute Abend nun aber haben wir den wahren Grund für mein Leiden ausfindig gemacht: Ich habe Schulden. Schulden beim Heiligen Antonius. Dem Schutzpatron nicht nur der Vergesslichen und verlorenen Gegenstände – darum schon auch mal Schlampertoni genannt – sondern eben auch der an Fieber leidenden. Ihm schulde ich noch $5. Könnt ihr euch an die Geschichte erinnern? San Antonio in Santa Barbara. Da hatte ich ihm fünf Stutz versprochen, wenn wir Gregs Geldbeutel wiederfinden. Und wir haben ihn wiedergefunden. Umgehend. Bezahlt habe ich aber bis heute noch nicht. Natürlich habe ich mir bisher nichts weiter dabei gedacht, hat doch meine Lieblingstante bekennender weise immer über wesentlich längere Zeit Schulden bei ihm.

Allerdings nimmt er es ihr wohl nicht so übel, weil er weiss, dass sie bezahlt. Sie hat ihn meines Wissens schon etliche Male bezahlt. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert, so weiss er, dass er zu seiner Kohle kommt. Weil dies aber mein erstes Versprechen an ihn war, will er wohl Gewähr haben, dass ich meine Verpflichtung auch halte. Und um mich ein wenig anzuspornen, meine Zusicherung auch ernst zu nehmen, hat er mich vielleicht mein schlechtes Karma spüren lassen. Hätte ich jetzt noch Fieber bekommen, hätte ich ihn allenfalls wieder um Hilfe angefleht. Spätestens dann wäre mir bewusst geworden, welche unentschuldbaren Ausstände im Himmel ich noch habe. Unverzeihlich.

Natürlich lässt mein um mich besorgter Ehemann sich das nicht zweimal sagen. Umgehend hat er mich eine Antoniuskirche hier in der Umgebung ausfindig machen lassen. Da schauen wir morgen vorbei. Und bezahlen den Heiligen für seinen umgehenden Service. Inklusive Verzugszinsen. Und einer Vorauszahlung. Schliesslich will ich einem so mächtigen Mann nichts schuldig bleiben.

P.S. In der Zwischenzeit sind meine Schulden beglichen und meine Heilung geht voran. Antonius sei’s gedankt, bei den inzwischen herrschenden Temperaturen in den oberen 30ern fühlt man sich auch ohne erhöhte Körpertemperatur stets ein wenig fiebrig.
—
Do you remember my story about my beloved furry friends who threaten to take my breath away? I was convinced that with the diagnosis this story would be done, especially since I already felt so much better on the day of my doctor’s visit. Therefore, I didn’t really think about it when I went for a leisurely run the following Monday which was a whole week after my visit at the doctors office. Everything went magnificently, I didn’t even have to use my inhaler! 20 minutes into the run and no perceptible constriction in my chest. Just to be on the safe side I still inhaled a puff from my vaporizer to prevent any possible post-run complications. But all went well. Until the day after when I noticed a slight burning sensation in my throat.
By Wednesday I was sick as a dog: Runny nose, stuffy sinuses, rattling breath, the whole program; Darth Vader goes rattlesnake. I was really crawling along the walls. So the misery caught up with me after all. It is Friday in the meanwhile and thanks to the prudent care of my beloved husband I feel much better, though still somewhat woozy. We thought for quite a while about what might have triggered the sudden infection. Together we came up with plenty of theories: The body is adapting to the new climate, the respiratory tract has to get used to the now constantly running ceiling fans, stress (of course, what could possibly stress me out??!?), a mental block that literally goes “up to my ears”, ergo things I have to let go of (more to let go of… what else can I let go of??!?), the interaction between increased respiration during the run and the medication intended to thin the mucus in my sinuses, cooling off too rapidly after the run etc. There are a ton of other reasons and perhaps all are playing a little role in my acute illness. Somewhat reassuring to me seems the fact that Greg apparently suffered very similar symptoms during his first six months in Switzerland. Adaption has its price.
Tonight, though, we tracked down the real reason for my suffering: I haven’t paid my dues yet. That’s a debt to Saint Anthony, the patron saint not only for the forgetful and lost articles – therefore sometimes called “sloppy Tony” (at least in Germany) – but is also called upon by people suffering from a fever. Anyway, I still owe him $5. Do you remember that story, too? San Antonio in Santa Barbara. That’s when I promised him five bucks if we find Greg’s wallet again. And we did find it. Like immediately. But my promised payment is outstanding to this day. Obviously, I didn’t think anything of it because my favorite aunt more than once confessed that she had outstanding payments with St. Anthony over a much longer period of time. However, he probably doesn’t take offense at her doing this because he knows she’s going to pay him. Because she already paid him many times, as far as I know. So even if it takes a little longer once in a while, he still knows he will get his dough from her. But since this was my first promise of payment to him he probably just wants to make sure that I stay committed. And to inspire me to take my assurance seriously, he maybe wanted me to feel my bad Karma. If I’d gotten a fever, too, I’m sure I would have begged him for his help again. Which might have reminded me of my inexcusable outstanding payment. Unforgivable.
Of course, my husband who’s worried for me does not need to be told twice. Immediately, he makes me look up a St. Anthony Church in the area. We shall look in on it tomorrow. And pay the Holy man for his ever prompt service. Including interests. And an advance payment. After all, I don’t want to owe anything to as powerful a man as him.
PS: In the meantime I paid my dues and my healing process is making progress. Thank Anthony, so to say, since the now prevailing temperatures in the mid-90s can make oneself feel feverish even without increased body temperature.