The Twin-Gene

Spätestens seit mein Bruder, resp. seine Frau, Zwillinge bekommen hat, sollte ich es wissen: Das Zwillings-Gen liegt in unserer Familie. Oder sollte ich es eher das Doppelgänger-Phänom(G)en nennen?20131220-154707.jpg
Beginnen wir von vorne: Schon als Kind und Teenager wurde ich oft verwechselt. Jemand kam von der Seite her auf mich zu, sprach mich an, doch jedesmal wenn ich mein Gesicht zur entsprechenden Person drehte hiess es “Oh sorry, hab dich verwechselt”. Okay, wäre ich 60 und hätte lange blonde Haare und man würde mich ständig von hinten antippen und dann das “Oh sorry…” rauslassen… das würde ich irgendwie verstehen. Aber als Kind/Teenager? Meine einzige Erklärung war, dass ich wohl von der Seite ein Allerweltsgesicht haben musste.
Doch das Doppelgänger-Phänomen liess mich und die meinen nicht mehr los. So tauchte doch kurz nach dem Umzug nach Alikon ein Doppelgänger des Katers Oskar auf. Unglaublich. Ich weiss aus zuverlässiger Quelle, dass er auf den Namen Pitri hörte, doch für mich war er nur der Klon. Oskar nahm’s gelassen. Erst als etwa ein Jahr später ein Katzenpaar auftauchte, das – man höre und staune – Oskar und Merlin zum Verwechseln ähnlich sah, fing er an, sich Gedanken zu machen. Merlin indes war sichtlich irritiert, von mir nicht zu sprechen. Drei Oskars und zwei Merlins. Da musste ich schon genau hinschauen, wenn ich sie irgendwo über’s Feld huschen sah.
Wie zu erwarten blieb es aber nicht bei den doppelten Tigern. Etwa 9 Monate nachdem ich meinen Job bei der Netcetera angetreten hatte, gesellte sich eine neue Kollegin zu unserem Team (also eigentlich zwei, aber es geht hier nur um die eine ;-). Anfangs dachte ich mir nicht viel, als ich sie sah, nur, dass sie etwa in meinem Alter ist. Tiptop. Doch schon bald ging es los. “Du Evelyn…” “Äh, nein, ich bin Luzi.” Und da war es wieder, das “Oh sorry” von früher. Nicht viel später kam dann Evelyn auch das erste Mal auf mich zu und übergab mir Arbeit, die ihr jemand – im Glauben sie sei ich – in die Hand gedrückt hatte. Nun gut, ich muss zugeben, wir haben es den Kollegen auch – ungeplanterweise – nicht immer ganz einfach gemacht: So standen wir morgens des öfteren fast identisch angezogen im Büro. Dann kaufte Evelyn sich einen Mini. Natürlich musste ich auch so einen haben, war ja schon lange mein Traum. Ja, und so war dann eine der letzten Verwechslungen im Büro auch kurz vor meiner Abreise entstanden: Jemand fragte Evelyn, wohin sie denn nun auswandern werde… als sie abwinkte und erklärte, dass nicht sie das sei, war die verwunderte Reaktion: “Aber du faehrst doch einen Mini, oder nicht?” Ja, auch…
Und was wissen wir aus Erfahrung? Die Geschichte wiederholt sich. Immer. So auch bei uns. Anfang Dezember war also Evelyn hier in San Antonio auf Besuch. Auf unserer obligaten Shop-til-U-drop-Tour sprach dann Evelyn in einem Laden mit einem Mitarbeiter und liess sich etwas aus dem Lager holen. Ich ahnte nichts von alledem als plötzlich besagter Verkäufer neben mir stand und mich volltextete über Grössen, die nicht mehr an Lager seien in der gewünschten Farbe oder dergleichen und ich ihn entsprechend belämmert ansah. Er trat dann ein Stück zurück, musterte mich kurz, sagte er müsse mich wohl verwechselt haben, guckte nochmal, schüttelte den Kopf – und redete weiter. Erst als Rolf, der ja auch mit auf Besuch war, mich antippte und sagte, der gute Mann meine wohl Evelyn, dämmerte mir, dass hier wohl wieder das Doppelgänger-Verwechslungsspiel im Gange war. Unglaublich. Nun gut, dass Rolf neben Evelyn gestanden hatte, als diese mit dem Verkäufer diskutierte und danach neben mir, als er aus dem Lager zurück kam, half dem armen Kerl natürlich auch nicht gerade weiter.20131220-154727.jpg
Somit bleibt nur noch abzuwarten wie lange es dauert, bis auch mein Mann seinen persönlichen Klon hat. Wir hatten einen Anwärter, hat sich aber als mässig ähnlich herausgestellt. Mal sehen, ob wir’s auch noch zu echt amerikanischen Klonen bringen 🙂