Grau. Neblig. Feucht. Trüb. Ein typisch schweizerischer Wintertag… Für heute aber einmal San Antonio Wetter. Ein Tag, an dem man nicht mal seinen Hund raus schickt. Dementsprechend gemütlich machen es sich auch die Katzen – drinnen, auf dem Sofa.
Trotzdem rapple ich mich kurz nach dem Mittag auf und fahre zum DPS, Texas Department of Public Safety, um meine Driver’s License verlängert zu bekommen. Am Montag konnte ich ja freudestrahlend meine Arbeitsbewilligung aus dem Briefkasten fischen. Diese werde ich nun verschiedentlich als offizielle Bestätigung dafür verwenden können, dass ich mich ganz legal in den USA aufhalte. Big step. Yay!

Ich kurve also zum DPS, schlage eine gute halbe Stunde mit „Ruzzle“ spielen tot und werde danach freundlichst an Schalter 6 empfangen. Die Dame ist wirklich nett, hört mir geduldig zu, guckt sich meine Unterlagen an und hackt kräftig auf der Tastatur rum. Nach etwa einer Minute teilt sie mir etwas verunsichert mit, dass sie im System keinen Eintrag zu meiner Arbeitserlaubnis findet. Nichts Ungewöhnliches, das gleiche Spiel hatten wir bereits im November. Die Mitarbeiterin lässt die Anfrage dreimal durch das System laufen, trotzdem keine Rückmeldung. Also sendet sie einen Auftrag zur Erfassung im System an die Immigrationsbehörde. Diese wird danach eine Bestätigung ans Hauptquartier der DPS senden, welche mich daraufhin brieflich auffordern wird, mich wieder im lokalen Büro einzufinden, um die Verlängerung meines Fahrausweises doch noch abschliessen zu können. So zumindest die Theorie. Ich bin guten Mutes, denn letztes Mal hat’s so geklappt.
Die Angestellte bittet mich zum wiederholten Male um Entschuldigung, dass ich vergebens vorbeigekommen sei. Ich winke ab, sage, ich hätte es schon fast erwartet nach dem letzten Mal, kein Problem. Sie findet das sehr speziell, üblicherweise neigen die Kunden zu einem mässig bis kräftig genervten Verhalten. Daraufhin erläuterte ich ihr, dass ich momentan noch nicht arbeite und darum Zeit habe, ein wenig herumzukurven. Na, in diesem Fall sei das alles ja direkt eine nette Abwechslung, meint sie lachend. Stimmt!

Zum Abschluss bitte die Mitarbeiterin mich noch vor die blaue Wand, um schon mal ein neues Foto zu schiessen. Muss ja immer aktuell sein. Wie beim letzten Mal im Dezember, als es auch bereits erstaunlich kalt war, bin ich auch heute wieder dick in Schal und Jacke eingehüllt. Als ich der Dame erzähle, dass ich auf all meinen offiziellen Texas-Dokumenten dick eingehüllt bin, kriegt sie einen Lachkrampf. Wenn ich die Ausweise jemandem zeige, denken die doch, ich sei nicht ganz frisch… oder ich hätte mich im Staat vertan…
Nun gut, zurück zuhause schmeisse ich mich umgehend in Trainingsklamotten. Die Energie nutzen und gleich ins Fitness. Obwohl, oder eben gerade weil, mir gar nicht danach ist. Ich schnüre die Turnschuhe, was für die Katzen das Zeichen ist, dass ich die Wohnung verlasse. Vor allem Merlin verhält sich wie ein Hund. Machmal hüpft er ganz aufgeregt vor der Wohnungstür umher, wenn er merkt dass ich meine Schuhe anziehe. Oftmals begleitet er mich nach draussen und so bin ich in der Nachbarschaft schon als die Cat-Dog Lady bekannt. Doch heute wird’s noch besser: Auch Oski begleitet mich nach draussen. Ich muss regelrecht davon flitzen, um die beiden vor der Gym-Türe abzuhängen.

Und da bleiben sie dann auch, die Nasen an der Glastür platt gedrückt, als sei ich grad in einem Steakhaus oder Fischladen oder sonstigen Katzenparadies verschwunden. Abartig! Die beiden drücken sich denn auch über eine Stunde vor dem Fitnesszenter rum, abwechselnd kann ich sie auf Bäumen rumklettern, durch Büsche huschen oder einfach auf dem Fenstersims sitzen sehen. Und prompt: Kaum öffne ich die Tür und trete aus dem Fitnessraum, spicken die beiden aus zwei Büschen und begleiten mich quasi „bei Fuss“ zurück zur Wohnung. Eine Dame mit Winz-Hündchen, die uns entgegenkommt, schüttelt nur ungläubig den Kopf. Ein Mitarbeiter des Wohnkomplexes hingegen, der mich schon des Öfteren so gesehen hat, marschiert unbeeindruckt an uns vorbei. Nichts neues für ihn 🙂
Apropos Katzen: Da fällt mir ein – am 3. Januar diesen Jahres konnten die beiden Tiger ihr 5tes Adoptions-Fest feiern! Herzliche Gratulation!
