Kennt ihr das auch? Da wartet man auf ein bestimmtes Zeichen und dann erscheint es im unglaublichsten Moment. Mir heute so geschehen. Bei meinem Lauf im Park bin ich einer munteren Truppe Leute begegnet. Ein kleines Grüppchen, das sich auf einer Parkbank aneinander drängte, mit Kameras und Telefonen bewaffnet, freudestrahlend am Fotos schiessen und Videos aufnehmen. Objekt der fotografischen und filmischen Begierde: Ein Paar, er in weissem Hemd und dunkler Jeans, sie in Cowboy-Stiefeln, Minirock, weisser Bluse und – Schleier. Ja, richtig gelesen, Schleier. Eine Vermählung im Park. Wie originell 😉 Beim vorbeitraben rufe ich ein fröhliches “Congratulations” rüber, doch eine Dame im Anzug, wohl die Priesterin, gibt lachend zurück: “Not quite yet!” Kurze Zeit später aber höre ich aus der Ferne lautes Klatschen und Jubeln. Sie haben es also geschafft 🙂

Diese kleine Geschichte veranlasst mich nun also, euch endlich etwas von unserer eigenen Hochzeit im Park zu erzählen. Es begab sich am 13. Oktober des Jahres 2013. Greg und ich hüpften ganz früh aus den Federn um in Ruhe unsere obligaten Kaffees trinken und ich meine geplanten Frisier- und Make-up-Tätigkeit absolvieren zu können. Alles klappte hervorragend und schon eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin waren wir ready. Obwohl wir wussten, dass die Fahrt höchstens 5 Minuten dauern konnte, düsten wir los, man weiss ja nie ob zur Feier des Tages ein Umzug, eine Umleitung oder eine polizeiliche Verfolgungsjagd stattfindet, welche die Anreise dann um etliches verlängert. Doch nichts dergleichen hielt uns auf und wir konnten uns in Ruhe auf die Suche nach dem vereinbarten Treffpunkt im Park machen. Lange mussten wir nicht suchen, allzu gross ist die
Grünanlage ja nicht. Wir mussten quasi nur am Ententeich vorbei, den Hügel hinauf und schon standen wir auf einer kleinen Plattform unter einem riesigen Laubbaum. Während ich die Aussicht genoss, bemerkte Greg nüchtern, dass die Mülltonnen nicht gerade hätten hier platziert sein müssen und zudem deutete er auf einen alten Gartenstuhl, der eiligst in einem Gebüsch entsorgt worden war. Greg zog den Klappstuhl kurzerhand aus dem Gestrüpp. Die Gelegenheit nutzte ich, um mich gemütlich rein zu setzen. Ich lachte nur und sagte “White Trash Wedding”, was auch ihn zum Schmunzeln brachte.

Pünktlich wie die (Schweizer) Eisenbahn traf dann auch unser Reverend Rich ein. Er sah genauso aus wie auf seiner Homepage (www.wedinsb.com), witzig. Nach etwas Small Talk liess er uns die offiziellen Dokumente unterschreiben – zu meiner Erleichterung, aber auch Enttäuschung, “durfte” ich alles noch mit meinem alten Namen unterzeichnen – um uns danach nochmals kurz die von ihm geplante Zeremonie zu erläutern. Rich hatte bereits Wochen im Voraus damit begonnen, den Wortlaut der ganzen Hochzeit vorzubereiten und Greg und ich waren beide begeistert von seiner Fähigkeit, unsere Geschichte in Worte zu fassen.
Und dann ging‘s auch schon los. Rich wies uns unseren Platz unter dem riesigen alten Baum mit Aussicht über den Ententeich zu, er selbst stellte sich uns gegenüber. Schon mit dem ersten Gedanken seiner Rede, berührte mich Rich sehr: Er liess uns an all die Verwandten und Freunde, welche zwar nicht physisch vor Ort sein konnten, aber in unseren Herzen mit dabei waren, denken. Denn, so meinte er, sie sind Teil des Fundamentes, das uns zu den Menschen macht, die wir heute sind. Wie wahr!
Rich zitierte unsere Lieblingsverse, wob eine liebevolle Geschichte aus unseren beiden Herkunftsländern und gab uns noch einige wichtige Gedanken mit, welche er wohl allen Frischvermählten mit auf den Weg gibt. Danach folgten auch schon die Eheversprechen, jedes 12 Linien lang, auf sein Vorsprechen hin durch uns zu wiederholen – wunderbar! Dann durften wir uns die

Eheringe anstecken und zum Abschluss der kleinen Zeremonie hatte sich Rich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Er liess uns im Voraus eine Flasche Schweizer Weisswein und eine Flasche Rumänischen Rotwein sowie ein Glas (vom Hotel als “etwas Geborgtes” mitgenommen) organisieren. Aus jeder Flasche wurde nun ein guter Schluck ins Glas gegeben, so dass sich die beiden Weine vermischten. Rich erklärte: Jede Flasche repräsentiert unsere bisherigen Leben; individuell und einmalig. Während wir die Weine im Glas vereint haben, haben sich auch unsere Leben heute verbunden. Es wäre unmöglich, die Weine wieder zu trennen und in ihre ursprünglichen Flaschen zurück zu giessen. Genauso wie der Wein unwiderruflich vereint ist, sind auch unsere Herzen, unsere Leben und unsere Familien nun verbunden.
Ja, und dann war es soweit: Rich hatte das Vergnügen, uns zum ersten Mal als “Mr. and Mrs. Greg and Luzia Rusu” vorzustellen. Witzlos ohne Publikum? So wie ich heute im Park Publikum war, so hatten sich auch bei uns einige Parkbesucher in der Nähe versammelt um – zum richtigen Zeitpunkt wohlgemerkt – zu jubeln und klatschen. Das nenne ich mein Kalifornien!


Ach ja, nach der Zeremonie ging’s natürlich weiter zum Hochzeitsschmaus: Fish ‘n’ Chips at Brophy Bros Clam Bar (www.brophybros.com) – sensationell!!
P.S. Als wir nach der Hochzeitszeremonie den Park verliessen, sahen wir noch uns selbst in 30 Jahren… soooo lieb!! 😀
