Habt ihr euch jemals in eurem Leben wie auf einer stetigen Achterbahn gefühlt? Für mich ist dieses Gefühl im diesjährigen Winter langsam aber sicher zum Standard geworden. Die Temperaturschwankungen sind enorm. Aber zumindest finden sie in regelmässigen Intervallen statt. So könnte man sagen, die Schwankungen haben eine gewisse Stetigkeit erlangt. Letzte Woche herrschte ein so echter Wintereinbruch, wie man ihn hier wohl erwarten kann, mit einem Puderzuckerguss an Graupelschauern. Am Wochenende dann lockte die wärmende Sonne so viele Menschen in die Parks, dass ich spontan meinen sonntäglichen Dauerlauf zu einem Hindernislauf umgestalten musste. Es nur schon durch die ganzen auf jeder freien Fläche parkierten Autos zu schaffen, ohne von einer Wagentür oder einem herausspringenden Hund abrupt gestoppt zu werden, war eine Leistung.

Beim Laufen dann sinnierte ich so vor mich hin, wie ich das eben immer tue, wenn ich den blockierenden Gedanken davonzurennen versuche. Laufen ist für mich ein wenig wie träumen: Während man dabei ist, durchlebt man im Kopf die grossartigsten Geschichten, Bilder formen sich vor dem inneren Auge, man ist völlig absorbiert. Doch schon kurze Zeit später schaltet der Kopf wieder auf Normalgebrauch zurück und ich kann mich nur noch schwer an die inspirierenden Gedanken während des Laufes oder eben des Traumes erinnern. Schade eigentlich, denn während ich so durch die Gegend trabe finde ich meine Einfallskraft immer überwältigend. Doch ist hier vielleicht das Feriensyndrom am Werk? So wie man im Urlaub etliche Dinge als unbeschreiblich empfindet – der Wein mundet wie die süsseste Frucht, das Thunfisch-Sandwich erzeugt Musik im Mund – sieht man vielleicht beim Rennen seine Gedanken als vergoldete Wahrheit: Hätte man die gleichen Gedankengänge aber im Ruhezustand, wäre es potentiell blosses Kopfgeschwafel. Oder doch nicht?
Für den Moment kann ich das nicht abschliessend beurteilen. Dazu müsste ich allenfalls anfangen, ein Lauf-Tagebuch zu führen. Fakt ist allerdings, dass ich mich jedes Mal nach einem Lauf inspirierter und motivierter fühle, meine Gedanken niederzuschreiben. Ob sie jemanden interessieren? Auch das kann ich nicht final abschätzen. Hierfür müsste ich eine Umfrage bei euch da draussen durchführen. Das ziehe ich auf jeden Fall in Erwägung. Für den Moment sei gesagt: Wer konkrete Wünsche an meine Themenwahl hat, soll sich doch mittels Kommentar oder Email bei mir melden. Vielleicht will jemand wissen, ob ich schon Gewicht zugeleget habe. Ich glaube nicht. Denn entsprechend zu den teilweise grösseren Portionen die ich esse, mache ich auch mehr Sport. Interessant wird dieses Thema allenfalls, wenn ich einen Job annehme. Oder fragt sich jemand, ob ich schon Wörter in meiner Muttersprache verliere? Nein, so schnell geht das nicht. Im Gegenteil; wenn du mit knapp 40 dein Heimatland verlässt, befürchtest du eher, dass du als alte Frau einmal im Pflegeheim sitzt und dich kein Mensch versteht – weil du dich nur noch an deine Muttersprache erinnern kannst und alles unterwegs erlernte aus dem Gedächtnis verschwindet.
Doch bis es soweit ist, wird mein Körper noch so einige Loopings in Sachen Winter auszuhalten haben. Aber ich bin positiv, der Frühling kommt bestimmt – auch bei euch!